Multitalent Lammfell

Multitalent Lammfell

„Darf ich ihm heute die Wintersatteldecke anziehen?“ Eine Frage, die ich des Öfteren höre – vor Allem zu dieser Jahreszeit – und die mir immer ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Ich erkläre dann meist, warum ich ein so großer Fan von Lammfellsatteldecken bin…Was aussieht wie eine extra warme Decke, ist eine echte Lammfelldecke. Wolle wärmt im Winter, im Sommer kühlt sie. Sie ist mir als natürliches Material sehr sympathisch. Schweiß leitet sie perfekt ab und polstert die ein oder andere Unebenheit, falls die Sattelkissen übers Jahr ein bisschen von ihrer Elastizität verlieren.

Damit die Lammfelldecke unter dem Sattel funktionstüchtig ist, muss der Reiter beim Satteln allerdings ein paar Kleinigkeiten beachten. Die Satteldecke samt Fell muss sich in den Wirbelsäulenkanal auskammern lassen, vorne beim Widerrist genauso wie hinten. Idealerweise kann man nach dem Satteln an der Wirbelsäule entlang unterm Sattel durchgucken… 

Habe ich eine Decke, die über die ganze Fläche Lammfell besitzt, und dadurch am Widerrist zu eng wird, kommt ruhig mal eine Schere oder eine Schermaschine zum Einsatz und der Wirbelsäulenkanal wird einfach geschoren. Dadurch wird auch die Tatsache minimiert, dass eine dicke Felldecke durchaus die Kammerweite des Sattel enger machen kann und dadurch die Beweglichkeit der Schulterblätter eingeschränkt wird. Es gibt Decken, die vom Hersteller aus schon einen fellfreien Wirbelsäulenkanal besitzen. 😉

Wie pflege ich mein Lammfell? Lammfellsatteldecken sind überraschend einfach zu pflegen. Meist reicht es verklebte Haare nach dem Reiten kurz auszubürsten und die Decke grob von Pferdehaaren zu befreien. Ab und zu werden sie gewaschen (wirklich nur ab und zu! Bei uns sind die Decken viel im Einsatz und wir waschen meist nur zweimal im Jahr!) Um das Waschen kümmert sich die Waschmaschine mit ihrem Wollwaschprogramm. Vorsicht: Zum Waschen unbedingt ein Fellwaschmittel verwenden, das zum Beispiel mit Lanolin das Leder weich hält. Das ist zwar nicht ganz billig, aber ansonsten habt Ihr keine lange Freude an Eurer plüschigen Felldecke.

Tipp: Wenn bei älteren Decken das Lammfell langsam aber sicher verfilzt, hat sich super eine Bürste bewährt, wie sie für Hunde benützt wird. Das kostet zugegeben ein wenig Zeit und Fingerspitzengefühl, aber das Fell sieht danach fast wieder aus wie neu! 

Von Kurven, zentrifugalen Kräften, dem Geraderichten des Pferdes und natürlichen Gesetzen…

Von Kurven, zentrifugalen Kräften, dem Geraderichten des Pferdes und natürlichen Gesetzen…

Unsere Pferde sind wahre Meister der Bewegung mit einem vollkommenen athletischen Körper für schnelle Bewegung. Einen Hacken gibt es dennoch: Das Pferd ist nicht mit dem Reiter auf dem Rücken geboren. Und wenn wir unser Pferd lange gesund erhalten wollen, müssen wir ein paar natürliche Gesetzte, denen das Pferd unterworfen ist, kennen. Ein solches natürliches Gesetz ist das Bewegen in Kurven.

Das Pferd ist gemacht für schnelle und hauptsächlich geradlinige Bewegungen. Kurven gehören nicht zu seinem gewöhnlichen Bewegungsstandart, schon gleich nicht Kurven in schnellem Tempo. In Kurven läuft das Pferd wie ein Motorrad mit deutlicher Schieflage nach innen. Kopf und Hals in relativ hoher Aufrichtung kümmern sich darum, dass es das Gleichgewicht nicht verliert. Warum sind solche Kurven nicht ideal für das Reitpferd?

Bei einer Kurve arbeitet der ganze Körper auf Hochleistung. Die Gelenke (v.a. die unteren Gelenke der Gliedmaßen) gleichen den schiefen Winkel zum Boden aus, die lateralen Rücken- und Bauchmuskeln gleichen die einseitige Belastung auf dem inneren Schulterblatt aus und stabilisieren aktiv den ganzen Körper. Umso mehr Arbeit ist es, wenn das Pferd noch dazu einen Rucksack hat und es ist eine Frage der Zeit, bis Gelenke und Sehnen den Dienst verweigern oder sich das Pferd eine hypertone Muskulatur im Bereich der Schulterblätter und des Rückens antrainiert.

Was müssen wir also lernen, damit unser Pferd unterm Reiter lange funktionstüchtig bleibt? Das Geheimnis liegt im Geraderichten des Pferdes, unberechtigter Weise einer der letzten Punkte der Skala der Dressurausbildung. Und damit ist nicht nur gemeint, dass das Pferd nach Lehrbuch mit Vorder- und Hinterhufen in derselben Spur fußt, sondern auch die damit verbundene Tatsache, dass es die Kurve ohne Innenneigung durchläuft. So wirken langfristig keine für den Körper schädlichen Zentrifugalkräfte.

Je früher das Pferd mit diesem Training anfängt, desto besser. Zuerst ist es sogar ideal vom Boden aus und ohne Last auf dem Rücken zu üben. Hilfreich dabei ist zum Beispiel ein Labyrinth nach Linda Tellington-Jones, da die Pferde einen optischen Rahmen bekommen.

Wichtig ist am Anfang auch Langsamkeit. Nur so kann der Körper die neue Koordination und die richtige Kurventechnik erlernen. Hier ist ein Pferd beim Brustleinenfahren nach Tellington. Die Leinen formen das Pferd in der Kurve.