Führen ist nicht gleich Führen

Kennt Ihr das? Die Tage sind kurz und der Elan für lange und anstrenge Trainingseinheiten ist gleich null? Wer nicht gerade eine beleuchtete Reithalle oder Platz zur Verfügung hat, kommt im Winter weniger in den Sattel. Und wenn schon, dann frieren die Füßen in den Bügeln… Zum Glück gibt es noch viele andere sinnvolle Dinge, die weniger Zeit in Anspruch nehmen und uns die Füße aufwärmen. Wie wäre es zum Beispiel mit dem Führen? Könnt Ihr schon? Dann versucht doch mal ein paar andere Varianten des klassischen Führens, die Euch und Eurem Pferd die Gehirnwindungen fit halten.

Führtechniken und Führpositionen gibt es viele. Dabei ist keine schlechter oder besser als die Andere, sie haben nur alle ihre spezifischen Ansprüche und bestimmte Vorteile. Man kann sagen, je mehr verschiedene Positionen das Pferd und der Führer kennen, desto besser ist seine Koordination und Selbstwahrnehmung und desto sicherer wird der Umgang mit dem Pferd.

Wie wäre es mit Führen von der “anderen” Seite? Viele Menschen führen ihr Pferd nur von der linken Seite aus. Ob dahinter der einstige Kriegsdienst und das Verlangen nach einer einheitlichen Armee steht oder der Fakt, dass Pferde mit dem linken Auge und der dazugehörigen Gehirnhemisphäre besser wahrnehmen, ist dabei nicht wichtig. Wichtig ist, dass definitiv alles was von links geschieht nicht gleich ist mit demselben Ereignis von rechts, da das Pferd mit dem rechten Auge und seiner Hemisphäre ein ganz anderes Erlebnis hat. Ein Tipp für Pferde, die mit dem Führen von recht ein Problem haben: Man kann im Zweierteam von beiden Seiten führen. So kann das Pferd langsam und in kleinen Schritten verstehen, was wir von ihm wollen. Obendrein arbeiten beim Teamführen beide Gehirnhälften gleichzeitig und es können Nervenverbindungen entstehen, von denen wir und unser Pferd vorher keine Vorstellung hatten.

Wer die beidseitige Führtechnik zur Vollkommenheit bringen will, kann versuchen mit der „Bienenleine“ zu Führen. Bei dieser Führtechnik aus der Tellington-Methode wird ein Seil durch den unteren Halfterring geführt. Die Führer sind nicht fest am Halfter befestigt. Das Pferd kann sich also am Seil nach rechts und links bewegen. Die Treffgenauigkeit ist hier ein kniffeliges Unterfangen und orientieren muss sich das Pferd stark an der symmetrischen Körpersprache der beiden Führer. PS.: Vergesst nicht Euch abzusprechen, wer im Falle eines Erschreckens des Pferdes das Führseil auslässt und wer es festhält, damit das Pferd nicht mit hinterher wehendem Seil Panik schiebt…

Falls Ihr gerade keine zweite Führperson zur Hand habt, und trotzdem eine Führaufgabe sucht, die Euch eine Herausforderung bieten kann… wie wäre es damit, zu beobachten, wie Ihr mit Eurem Pferd anhalten könnt? Müsst Ihr am Strick anziehen oder stoppt ihr Pferd am durchhängenden Führseil? Bleibt es geschlossen stehen, weil es schafft mit den Hinterhufen unter den Schwerpunkt zu fußen, oder „bleibt es in der Bewegung stecken“ und die Hinterfüße frieren in einer geöffneten Position ein? Steht das Pferd gerade, d.h. ist es nicht mit dem Kopf zum Führer hin gewendet bzw. belastet es das Vorderbein auf Eurer Seite mehr? Belastet es seine vier Beine gleich?

Super und lehrreich ist das Führen in verschiedenen Aufgaben, wie zum Beispiel im Lernparcours nach Linda Tellington. Ein Labyrinth, Slalom, Brücke, Wippe, Gassen, Fächer… und viele andere Hindernisse, die ausdenkbar sind. Ihr könnt ruhig kreativ sein. Es gilt nur das Gesetz, wenn Pferd oder Führer etwas nicht schaffen, dann die Aufgabe vereinfachen und stückweise an das Ziel heranarbeiten. 😉 Wenn Ihr Lust habt noch mehr interessante Führtechniken kennen zu lernen, dann folgt unserer Seite. Wir planen im Jahr 2022 extra ein Seminar zum Thema Führpositionen und Lernparcours in der Tellington TTouch Methode.

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